Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
Gregor Grzonkowski, 6.12.2021
aktuell befinden wir uns in der dunklen Jahreszeit, hier lässt sich in Grünstadt und den beiden Ortsteilen vermehrt feststellen, dass sich im Bereich der Straßen- und Gehwegbeleuchtung ein gewisser „Wildwuchs“ an Leuchtmitteln ergeben hat. So kommt es auch in Wohngebieten durchaus vor, dass in einer Straße bis zu drei verschiedene Laternenarten mit drei sehr unterschiedlichen Lichtfarben im Einsatz sind. Das stört nicht nur das einheitliche Erscheinungsbild von Straßenzügen und Wohngebieten, es ist unangenehm für Anwohner und auch für den Verkehr irritierend.
Die SPD-Fraktion begrüßt ausdrücklich den verstärkten Einsatz von LED-Leuchtmitteln zum aktiven Beitrag am Umweltschutz. Hier möchten wir jedoch darauf hinweisen, dass nicht nur eine Reduzierung des Energiebedarfs einen positiven Beitrag leistet. Es muss vielmehr auf das Zusammenspiel verschiedener Faktoren geachtet werden und dazu zählt auch die Lichtverschmutzung.
Kunstlicht kann für Mensch und Natur ein Stressfaktor sein, Zugvögel werden im Flug irritiert, nachtaktive Insekten und andere Tiere werden gestört oder sterben gar am Hitze- und Lichtschild der Straßenbeleuchtung. Auch wir Menschen erleiden einen negativen Einfluss durch diese Lichtquellen, was sich meist mit zunehmender Schlaflosigkeit äußert. Manche Wohnungen sind bereits jetzt in der Nacht taghell erleuchtet, sofern keine bzw. nur unzureichende Verdunklungsmöglichkeiten vorhanden sind.
Die Straßen- und Gehwegbeleuchtung dient in erster Linie der Verkehrssicherheit für Kraftfahrzeuge, Radfahrer und Fußgänger. Der Einsatz von den aktuell in Grünstadt neu installierten LED-Leuchten vermag auf den ersten Blick eine bessere Ausleuchtung und somit vermeintlich höhere Sicherheit bringen, jedoch trügt hier der Schein. Licht mit einer hohen Leuchtstärke und Farbtemperatur von 4000 Kelvin kann zu Blendungen insbesondere bei nebligen Wetterverhältnissen führen und die Verkehrssicherheit gefährden.
Bernsteinfarbenes Licht wirkt am besten der Lichtverschmutzung entgegen. Das Licht der sogenannten Amber-LED-Leuchten wird auch bei Nebel deutlich weniger gestreut als weiß-blaues Licht. Bessere Sicht und damit höhere Sicherheit sind entsprechend die Folge. Es ist aufgrund des nicht vorhandenen Blauanteils sehr insektenfreundlich und wird deutlich weniger in den Nachthimmel gestreut als weißes Licht. Somit wirkt es sich positiv auf das gesamte Ökosystem aus.
Eine weitere Möglichkeit zur Reduzierung von Energieverbrauch und Lichtverschmutzung ist das Dimmen von Beleuchtungen, z.B. in der Zeit von 22.00 bis 4.00 Uhr auf eine wesentlich geringere Leistung. Dies wirkt sich positiv auf Mensch und Umwelt aus und spart zudem nachhaltig Energiekosten.
In Heidelberg werden z. B. in der Bahnstadt bereits solche Laternen eingesetzt, welche teilweise sogar nach Verkehrsaufkommen und Uhrzeit schrittweise gedimmt werden. Das menschliche Auge gewöhnt sich an diese gleichmäßige Abdunkelung und sieht weiterhin gut, Insekten werden aber geschont. Für deren Schutz sind die Leuchten außerdem in der Bahnstadt eigens so ausgerichtet, dass das Licht nicht auf die Grünflächen strahlt.1
Ob bereits in Grünstadt aktuell verwendete Straßenlaternen eine solche Möglichkeit bieten bzw. nachrüstbar sind, muss geprüft werden. In einer langfristigen Strategie sollten solche Möglichkeiten in jeden Fall berücksichtigt werden.
In der ökonomischen Betrachtung sollte auch das weitere Vorgehen mit bereits erworbenen LED-Straßenlaternen herangezogen werden. Diese könnten z.B. einheitlich in Hauptverkehrsstraßen eingesetzt werden, sollten aber in Wohngebieten nicht weiter eingeplant werden.
Die SPD-Fraktion beantragt den im Betreff genannten Beratungsgegenstand auf die Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung zu übernehmen und bittet um eine ausführliche Information über den aktuellen Einsatz von Straßenlaternen.
Des Weiteren beantragt die SPD-Fraktion, dass die Verwaltung in Bezug auf die Straßen- und Gehwegbeleuchtung zusammen mit den Stadtwerken ein ökologisch nachhaltiges und zukunftweisendes Konzept entwickelt. Ein einheitliches Erscheinungsbild für unsere Straßenzüge und Wohngebiete sollten neben der Vermeidung von unnötiger Lichtemissionen und der Verwendung von „wärmeren“ Lichtquellen die Grundlage bilden. Das Hinzuziehen des zukünftigen Klimaschutz-managements der Stadt ist selbstverständlich.
Vielen Dank im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Gregor Grzonkowski, Christoph Spies